Delmenhorst - Neubau der Außenstelle Kerschensteiner-Schule

Bildung, Wohnen und öffentlicher Raum im historischen Kontext von Delmenhorst

Key Info

Projektstart

2025

Fertigstellung

2025

Kategorie

Städtebau, Wettbewerbe, Wohnen, Bildung, Arbeiten, Quartiere

Status

Wettbewerb

Auftraggeber

Delmenhorst - Fachbereich Planen, Bauen, Umweltschutz, Landwirtschaft und Verkehr

Standort

Delmenhorst

Auszeichnung

Anerkennung

Visualisierung

render lab

Neues Quartier auf dem ehemaligen Herti-Areal

Auf dem Gelände des ehemaligen Herti-Kaufhauses entsteht ein gemischtes Quartier, das Bildung, Wohnen, Gastronomie und öffentliche Nutzungen in einem städtebaulich anspruchsvollen Konzept zusammenführt. Die Entwicklung des Areals leistet einen zentralen Beitrag zur nachhaltigen Transformation der Delmenhorster Innenstadt und schafft neue städtische Qualitäten im direkten Umfeld der Langen Straße.

Verankerung in der historischen Stadtstruktur

Das städtebauliche Konzept orientiert sich bewusst an der gewachsenen Struktur der Delmenhorster Altstadt. Charakteristische Elemente wie Gassen, Traufhöhen und die Maßstäblichkeit historischer Gebäude werden aufgenommen und in zeitgemäßer Form weitergeführt.

Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Sicht- und Wegebeziehung zur Stadtkirche zur Heilige Dreifaltigkeit. Durch die beidseitige trichterförmige Aufweitung der neuen Gasse entstehen zwei platzartige Situationen: zur Langen Straße hin öffnet sich der Raum einladend in Richtung Kirchenquartier, zur Bebelstraße hin markiert die Aufweitung einen städtebaulichen Übergang und lädt zum Eintreten ins Quartier ein.

Zukunftsorientiertes Stadtquartier Das neue Quartier steht für eine integrative Stadtentwicklung, die Bildung, soziales Miteinander und urbane Lebensqualität miteinander verbindet. Es schafft neue Perspektiven für das Zentrum von Delmenhorst und bringt gleichzeitig die Geschichte der Stadt in eine moderne Formensprache.

Diese räumliche Geste schafft klare Blickbeziehungen und stärkt die Orientierung im Stadtraum. Bestehende Wegeverbindungen werden neu geordnet, Blickachsen zur Kirche gezielt inszeniert und öffentliche Räume gestalterisch gefasst. Die Stadtkirche wird dadurch wieder als identitätsstiftender Bezugspunkt im Stadtbild erlebbar.

Die Maßnahmen verbessern nicht nur die visuelle Lesbarkeit des Quartiers, sondern tragen auch wesentlich zur Aufenthaltsqualität und zur sozialen Aktivierung des öffentlichen Raums bei.

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Hybride Berufsschule als Ankerpunkt

Das Herzstück des Quartiers bildet der Neubau einer Berufsschule. Sie vereint unterschiedliche Fachrichtungen wie Sozialpädagogik, Altenpflege und Gastronomie in einem flexiblen Gebäudekonzept. Die Schule basiert auf einem Raster von acht mal acht Metern, dass eine klare Struktur und vielfältige Nutzungsmöglichkeiten über vier Geschosse ermöglicht.

Neben Lern- und Unterrichtsbereichen entstehen öffentlich zugängliche Räume wie ein digitales Entdeckerlabor, eine Showküche für Kurse und Veranstaltungen sowie ein Veranstaltungsraum, der über eine großzügige Sitztreppe im Eingangsbereich erschlossen wird. Im obersten Geschoss lädt ein Gymnastik- und Yogaraum mit Ausblick auf die Stadtkirche zur Nutzung ein.

Vielfältiger Wohnraum und alternative Konzepte

Entlang der neuen Gasse auf der Ostseite des Areals entstehen drei Wohnhäuser mit westlich orientierten Wohnungen. In den Erdgeschossen sind Ladenflächen oder gemeinschaftlich nutzbare Räume vorgesehen. Neben klassischem Wohnraum ist auch ein Haus mit Cluster-Wohnen für Seniorinnen und Senioren denkbar. Eine ambulante Pflegestation kann bei Bedarf in das Konzept integriert werden.

Materialität und Fassadengestaltung

Die Materialwahl greift die Tradition des Delmenhorster Backsteinbaus auf. Viele historische Gebäude der Stadt sind durch roten Backstein und handwerkliche Details geprägt. Diese Bauweise wird im Schulneubau weitergeführt: Die Fassaden des Erd- und ersten Obergeschosses erhalten eine Verkleidung mit Backsteinriemchen.

Das dritte und vierte Geschoss ist zurückgesetzt und wird mit vertikal strukturierten Ton-Schindeln bekleidet. Besonders in den Bereichen Sozialpädagogik und Altenpflege wird dadurch der hybride Charakter der Schule architektonisch sichtbar gemacht. Der Materialwechsel verweist auf historische Bauwerke wie die Stadtkirche, die ebenfalls durch differenzierte Materialität geprägt sind.

Ansicht Nord
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Ansicht Nord

EG
OG 1
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EG

OG 1

Architektur im Dialog mit der Nordwolle

Die architektonische Sprache des Quartiers orientiert sich an der historischen Industriebaukultur der benachbarten Nordwolle. Horizontale Gliederungen und klar erkennbare Geschossnutzungen bestimmen das Fassadenbild. Geneigte Dächer greifen vertraute Typologien auf und sorgen für eine harmonische Einbindung in das Stadtbild.

Rudolf Rüschoff

Rudi

Der Entwurf versteht das ehemalige Herti-Areal als Chance für ein neues Stück Innenstadt: ein gemischtes Quartier, das Bildung, Wohnen und öffentliche Nutzungen räumlich verzahnt und so einen nachhaltigen Impuls für Delmenhorst setzt.

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