28/04/25

Pilotprojekt für den Hamburg Standard: LRW Morellenquartier

MorellenQuartier

Trotz explodierender Baukosten schaffen wir im Morellenquartier bezahlbaren Wohnraum für soziale Mieten und berichten ab sofort regelmäßig über Fortschritte, Details und Erkenntnisse aus der Praxis.

MorellenQuartier

Dabei setzen wir auf einen radikalen Perspektivwechsel und die Anwendung des HamburgerStandards, den wir als Teil der Initiative Kostenreduziertes Bauen mitentwickelt haben. Karin Loosen, David Sommer, Thomas Winkler und Kilian Jonak wirkten in mehreren Arbeitskreisen an innovativen Ideen für kosteneffizientes und nachhaltiges Bauen mit.

Ein zentrales Element der Initiative ist das Pilotprojekt Morellenquartier. Es dient als Best-Practice-Beispiel zur Erprobung und Weiterentwicklung der neuen Maßnahmen. Das Projekt ist eines der ersten, das konsequent nach dem Gebäudetyp E realisiert wird. Eine Rückbesinnung auf das Wesentliche: Weniger Technik, weniger Normen, weniger graue Energie – dafür mehr Klarheit, mehr Verantwortung und mehr Mut zur Vereinfachung.

MorellenQuartier

Pilotprojekt für die Zukunft des geförderten Wohnungsbaus

Mitten im grünen Wandsbek entsteht auf dem Gelände der HANSA Baugenossenschaft ein Wohnquartier, das die Spielregeln des geförderten Bauens neu denkt. Sechs dreigeschossige Typenhäuser bilden das Rückgrat des Morellenquartiers – kompakt, funktional und zukunftsorientiert. Dabei orientiert sich die Architektur bewusst an den vorhandenen Gebäudestrukturen und integriert sich sensibel in den Baumbestand. Die neue Nachbarschaft entsteht genau dort, wo abgängige Altbauten weichen – ohne zusätzliche Flächenversiegelung.

Low-Tech aus Überzeugung

Geplant ist der Neubau von 90 geförderten Mietwohnungen, die sich auf die sechs Gebäudeeinheiten verteilen. Statt auf komplexe Anlagen oder technische Überregulierungen zu setzen, gestalten wir Gebäude, die mit einfachen Mitteln effizient funktionieren. Das heißt: einfache, robuste Systeme – für niedrige Betriebskosten und eine längere Lebensdauer.

Die Analyse des CO₂-Fußabdrucks zeigt außerdem ganz klar: Mit konventionellen Bauweisen geht's nicht weiter. Deshalb haben wir bewusst auf eine innovative, aber einfache Lösung umgestellt – Holzhybridkonstruktion mit rezyklierbaren Fassadenelementen, ohne Unterkellerung - dafür mit Dachboden als Lagerraum für die Bewohner:innen.

Die Reduktion auf das Wesentliche ist kein Sparprogramm, sondern eine Haltung: Wohnraum soll funktionieren, nicht überfordern – ökologisch wie ökonomisch.

Kilian Jonak

„Kostengünstiges, nachhaltiges und effizientes Bauen sind die Schlüssel zur Überwindung der Baukrise. Als Architekten stehen wir dafür ein, dass diese Prinzipien mit baukultureller Qualität Hand in Hand gehen – im Sinne unserer Bauherren und unserer Städte.“

MorellenQuartier

Nachhaltigkeit ohne Etikett

Im Sinne des HamburgStandards (vormals Gebäudetyp E) verfolgt das Projekt eine nachhaltige Konstruktionsweise mit geringem CO₂-Fußabdruck. Neben der rezyklierbaren Holzfassade und der einfachen Gründung schaffen wir mit einer gezielten Materialwahl die Voraussetzungen für klimaresilientes Bauen ohne Zertifizierungsaufwand. Der energetische Standard orientiert sich am Gebäudeenergiegesetz (GEG) – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die eingesetzten Mittel werden dort wirksam, wo sie für die Nutzer:innen zählen: bei Komfort, Wohnqualität und langfristiger Erhaltbarkeit.

MorellenQuartier
Variantenberechnung

Serielles Bauen als Schlüssel zur Skalierung

Durch die serielle Bauweise wird nicht nur der Bauprozess beschleunigt, sondern auch planungstechnisch optimiert. Wiederkehrende Fertigungsschritte ermöglichen eine hohe Vorfertigungstiefe und reduzieren gleichzeitig Planungsaufwand und Ausführungsrisiken. So entstehen echte Effizienzgewinne, die sich direkt auf die Baukosten und später auch auf die Mieten auswirken – ein entscheidender Faktor in Zeiten wachsender Wohnraumnot.

Bezahlbar wohnen bleibt das Ziel

Ein wesentlicher Anspruch des Pilotprojekts Morellenquartier ist es, bezahlbare Mieten auch nach dem Neubau zu sichern. Die Grundlagen dafür werden schon in der Planung gelegt: Durch konsequent reduzierte Standards, durch das Hinterfragen normativer Anforderungen und durch eine material- und kostenoptimierte Bauweise. So entsteht ein Wohnraumangebot, das sich an der Realität vieler Haushalte orientiert – ohne die städtebauliche Qualität zu vernachlässigen.

Kilian Jonak

Kilian Jonak

Das Morellenquartier zeigt: Sozial verantwortliches Bauen und nachhaltige Quartiersentwicklung schließen sich nicht aus – sie gehören zusammen.

Wofür steht LRW?